HETEROTOPIA
Akustische Systeme sozialer Ordnung
In den historischen Tonnengewölben der Musikbrauerei Berlin untersucht HETEROTOPIA die unsichtbaren Strukturen sozialer Systeme. Drei interaktive Klanginstallationen reagieren auf Besucher:innen und auf den Raum selbst – sie organisieren sich, geraten in Resonanz oder kollabieren. Klänge werden dabei zum Spiegel gesellschaftlicher Dynamiken, die zwischen Kontrolle, Freiheit und kollektiver Energie oszillieren.
Tetraodontidae
Ein Ensemble atmender Objekte aus Latexhandschuhen bildet eine kinetisch-pneumatische Installation, die im Gewölbe verteilt und begehbar aufgestellt ist. Durch dynamisch gesteuerte Luftzufuhr verändern sich die Objekte permanent – sie aufblasen, fallen zusammen, pulsieren – und erzeugen ein schweres, atmendes Rauschen. Die organischen Bewegungen verhandeln das fragile Gleichgewicht zwischen sozialer Ordnung, Nähe und individueller Entfaltung – ein Sinnbild für Kontrolle, Berührung und Instabilität.
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Mehrere auf ihren Resonanzkörper reduzierte Gitarren bilden ein akustisches Ensemble individueller Charaktere – geprägt durch Herkunft, Material und Geschichte. Anstelle der Saiten erzeugen Schrittmotoren über Lederriemen vibrierende Frequenzen, die mikrotonal moduliert werden und ein Klangfeld entstehen lassen, das zwischen mechanischer Präzision und organischer Resonanz oszilliert.
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Kíthara Audio Bsp. 2
Kíthara Audio Bsp. 2
Seirēn Audio Bsp. 1
Foucaults Begriff der Heterotopie beschreibt reale Orte, die außerhalb der dominanten gesellschaftli- chen Ordnung stehen und zugleich deren Spiegel oder Gegenentwurf bilden. Diese Zwischenräume fungieren als soziale Resonanzräume, in denen alter- native Strukturen, Dynamiken und Machtverhältnisse erprobt werden können.
In den historischen Tonnengewölben der Musik- brauerei Berlin entsteht eine mehrteilige Klang- kunst-Ausstellung, die sich mit kollektiven Systemen, Eigenresonanz und sozialer Selbstorganisation aus- einandersetzt. Drei eigenständige, aber aufeinander bezogene Installationen transformieren die Gewölbe in akustische soziale Systeme. Jede Arbeit bildet ein autonomes Gefüge, das in permanenter Wechsel- wirkung mit den benachbarten Räumen steht – sich selbst organisiert, abgrenzt, behauptet oder in sich zusammenfällt.
Die unsichtbaren Kräfte, die soziale Kollektive verbin- den und ihre Dynamiken formen, werden über akus- tische Signale offengelegt und treten in Resonanz mit dem Raum. Klang wird damit zum Medium sozialer Interaktion, Resonanz zum Modell gesellschaftlicher Ordnung.
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